→ ORTSSPEZIFISCHE
PERMANENTE INSTALLATIONEN
Mirosław Bałka
NARCISSUSSUSCH, 2018
Als einer der herausragenden zeitgenössischen Bildhauer Polens, dessen Werk auch Videos und Zeichnungen umfasst, setzt Bałka minimale Gesten und Mittel ein, um Werke zu schaffen, die häufig auf seinen eigenen Körper oder auf seine unmittelbare Umgebung als Referenz(grösse) Bezug nehmen und universelle Fragen der Erinnerung, des Traumas und der Geschichte untersuchen.
Im Rohzustand und dabei durchdacht zieht sich ein Inventar alltäglicher Materialien durch die dreidimensionalen Arbeiten des Künstlers – unter anderem menschliche Haare.
Seife, Asche, Salz, Linoleum, Terrazzo und Stahl - die er in so reduzierte Formen umwandelt, dass sie nur noch als Schatten der realen Objekte erscheinen, während er andererseits ausladende Formen ausarbeitet, die den Ausstellungsraum vollständig einnehmen und strukturieren. Zu diesem Zweck nutzt Bałka auch weniger greifbare Elemente, wie z. B. Zeit (durch angesammelten Rost oder Patina offengelegt), Bewegung, Temperatur, Ton und Licht – oder er betont umgekehrt deren Mangel im Raum –, um Reflexionen über Präsenz und Abwesenheit anzuregen.
Bałka’s ortspezifische Installation für das MUZEUM SUSCH befindet sich in einem außergewöhnlichen Raum: einer natürlichen Grotte, die ursprünglich dem Kloster als Kühllager diente. In der Mitte dieser Grotte dreht sich langsam ein Zylinder, der aus mehreren polierten Edelstahlblechen besteht, die die umgebenden Felsformationen widerspiegeln. Die unaufhörliche Arbeit des inneren Mechanismus der Skulptur, der den Zylinder gegen den Uhrzeigersinn antreibt, ist eine vergebliche, eigensinnige Geste angesichts des im Stein festgehaltenen und unaufhaltsam fortschreitenden Zeitverlaufs, der die Grotte erschuf. Die Anwesenheit des Betrachters unterbricht die narzisstische Meditation der Natur von ihrer eigenen Perfektion, ersetzt sie durch ihr Bild und gibt eine neue zeitliche Perspektive vor.