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SUSCH
30.11 /01.12. 2019 im Muzeum Susch
WER HAT ANGST VOR (POLNISCHER) CHOREOGRAPHIE?
Ein außergewöhnliches Performance-Wochenende im Rahmen des Festivals Culturescapes: Poland
Der choreografische Boom hat Polen erreicht! Choreograph*innen sind gefragt - renommierte Galerien, Kunstzentren und vor allem Theater rufen nach eine neue Generation aus. Aber bei aller Begeisterung, und trotz des wachsenden Publikums und der gestiegenen Bekanntheit - man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die sich dynamisch entwickelnde polnische Choreographie im Mainstream-Kulturdiskurs immer noch seltsam und überraschend unbekannt (und international fast unsichtbar) bleibt. Könnte man das der Tatsache zuschreiben, dass die Choreographie sich von Natur aus rebellisch fühlt und sich einfach weigert, zum Mainstream zu gehören? Dass sie diskursiv und politisch ist, auf andere Disziplinen verweist, Zwischenräume kühn einnimmt, Vielfalt und Freiheit feiert, sich ständig damit beschäftigt, naturalisierte und/oder auferlegte Wahrnehmungs- und Erfahrungsweisen des Körpers und der Welt aufzudecken und miteinander zu konfrontieren, um gegenläufige (An)Sichtweisen zu schaffen? Und um bedrückenden Bildern, Ideen und Ideologien zu widerstehen? Ist die faktische wirtschaftliche Zensur und das Fehlen einer wohlverdienten Präsenz in den Behörden möglicherweise darauf zurückzuführen, dass es sich um eine Kunstform handelt, die sowohl den künstlerischen und sozialen Status quo als auch die Agenden der aktuellen Mikro- und Makropolitik stark in Frage stellt?
Seit 15 Jahren unterstützt Art Stations Foundation by Grażyna Kulczyk die Entwicklung der zeitgenössischen Choreographie mit ihrem performativen Programm, das unter dem Namen Old Brewery New Dance international anerkannt ist. Es dient als Plattform für Forschung, Kreation und choreografische (Selbst-)Reflexion, um die Kunst der Choreographie im Dialog mit anderen Disziplinen voranzubringen, ihre Geschichte, Theorie und Zukunft zu examinieren, ihre eigenen künstlerischen, aber auch politischen und sozialen Inhalte und Kontexte zu überdenken und zu hinterfragen.
Während der beiden intensiven Tage wird das MUZEUM SUSCH einige der interessantesten polnischen Choreograph*innen des letzten Jahrzehnts begrüssen. Die Reihe der verschiedenen choreographischen Positionen – mit Präsentationen, begleitet von Einführungen und Künstlergesprächen/ Diskussionen mit der ACZIUN-SUSCH-Kuratorin Joanna Leśnierowska – wird Einblicke in eine Landschaft der zeitgenössischen experimentellen Praxis geben. Und lässt uns über Antworten auf die Frage nachdenken: "Wer hat Angst vor (polnischer) Choreographie?" Fürchten Sie sich?