Acziun Susch › Frühere Residenzen › Anna Huber / CH

Part I: 29/03 – 7/04/2023

Part II: 12/06 – 03/07/2023

Residency im Rahmen von Hannah Villiger: Amaze Me Ausstellung

Anna Huber  / CH

© Bettina Stoess

In Resonanz zu Hannah Villigers Werk entwickelt die Tänzerin und Choreografin Anna Huber eine ortsspezifische Performance im Muzeum Susch.

Zahlreiche Berührungspunkte verbinden Interessen, Fragen und Arbeiten der beiden Künstlerinnen. Aus unterschiedlichen Perspektiven und Hintergründen nutzen beide den Körper als Material, bzw. Instrument, reflektieren den Blick auf den sich wandelnden Körper und loten dessen Potential, seine anatomischen Gesetze und Grenzen aus. Im Spiel mit Körper-Fragmenten, Details und Gesten wird scheinbar Selbstverständliches hinterfragt und werden Bewegungsmöglichkeiten ausgetestet. Gelenke falten und entfalten sich, Glieder verknoten sich, Körperteile entwickeln ein Eigenleben und werden neu sortiert, Formen verformen sich, Körper und Raum kippen in prekären Balancen.

Der Körper wird als Landschaft in stetiger Transformation erforscht. Die Haut, durchlässige Hülle unseres Körpers berührt und verbindet als sensitive Membran Innen und Aussen und verkörpert zugleich Verletzlichkeit, atmende Grenze, Schutz, Widerstand wie Öffnung, Begegnung zwischen Nähe und Distanz. Parallelen zwischen dem menschlichen Körper und der pflanzlichen Natur, kreatürliche Strukturen inspirieren die Recherche. Bewegungen verästelten sich wie Zweige, Äste oder Wurzeln eines Baums. Adern, Nerven durchziehen die Haut wie feine Linien, Rippen eines Blattes. Gegenpole wie innen-aussen, öffnen-schliessen, verletzlich-robust, sichtbar-unsichtbar, labil-mobil-stabil, statisch-bewegt öffnen inspirierende Reibungsflächen und überraschende Perspektiven.

Für Anna Huber ist der Körper im Raum Instrument, Forschungsgegenstand und Rohmaterial zugleich. Stets in Bewegung ist er ein sensibler präziser Seismograph mit dem Potential zur Transformation. Die Intensität in der Verletzlichkeit und die Fragilität des menschlichen Wesens, Vergänglichkeit, das Prekäre und Brüchige von Identität und Existenz bewegen und inspirieren die Recherche. Tanz kann in seiner Flüchtigkeit und unmittelbaren physischen Präsenz ebenso intensive wie fragile Momente der Wahrnehmung schaffen und dabei Körper und Raum in Schwingung versetzen und transformieren.


Anna Huber erforscht Bewegung als komplexe, differenzierte Ausdruckform an der Schnittstelle von darstellender und bildender Kunst. 1989 bis 2008 lebt und arbeitet sie in Berlin, wo sie seit 1995 zahlreiche Soli, Duos, Gruppenstücke sowie architekturspezifische Projekte entwickelt, mit denen sie international tourt. Mit ihren Bühnenstücken, interdisziplinären und raumspezifischen Projekten und Improvisationen mit Live Musikern entwickelt sie eine eigenständige künstlerische Sprache, die in ihrer Präzision, Komplexität und Präsenz ebenso intensive wie fragile Momente der Wahrnehmung schafft.  2007 bis 2012 wird sie im Rahmen eines Kooperationsvertrags von KulturStadtBern, SWISSLOS/Amt für Kultur Kanton Bern und Pro Helvetia Schweizer Kulturstiftung gefördert und ist Artist in Residence an der Dampfzentrale Bern.
Ihre Arbeiten wurden mit zahlreichen internationalen Preisen und Stipendien ausgezeichnet, u. a. Hans Reinhart-Ring 2002, Schweizer Tanz- und Choreografiepreis 2010, Atelierstipendium London der Zuger Kulturstiftung Landis & Gyr 2005,
6-monatiges Atelierstipendium der Stadt Bern in New York City 2014, offstage Stipendium Kanton Bern 2016, Fellowship Bogliasco Foundation (I), 2015 und 2020, Camargo Foundation (F) 2017. 2008, 2013 und 2021/22 hat sie die Valeska-Gert-Gastprofessur für Tanz und Performance an der Freien Universität Berlin inne. Sie arbeitet international als Gastdozentin und Mentorin an Universitäten und Hochschulen (u.a. ZHdK, HGK Basel, HKB, Uni Bern, FU Berlin, HZT Berlin, HfMDK Frankfurt/Main, Universität Hildesheim).