Acziun Susch Kommission 2021
DornerRastl /AT
O/MISSION POSSIBLE - Einführung des neuen Audioguides
02.10.2021
Führungen mit Beteiligung von Kunstschaffenden
12 UHR UND 16 UHR
Eintritt mit Muzeum Susch Ticket.
Wichtig: Bitte bringen Sie Ihr Mobiltelefon und Kopfhörer mit.
Bitte melden Sie sich an unter info@muzeumsusch.ch oder rufen Sie uns an unter +41 (0) 81 861 03 03.
Nach einer Führung um 12 Uhr findet ein Treffen mit den Autoren der Führung statt: Willi Dorner & Lisa Rastl im Muzeum Susch Auditorium.
Im Juli durften wir das österreichische Künstlerduo Lisa Rastl und Willi Dorner für eine Residency begrüßen, die zur Entstehung von O/MISSION POSSIBLE - ein neuer Audioguide, der in Zusammenarbeit mit dem blinden Pädagogen Erich Schmid konzipiert wurde.
Die einzigartige Architektur des Muzeum Susch wird hier vorgestellt und zur Diskussion gestellt. Gemeinsam mit Herrn Schmid und von seinem Standpunkt aus gingen die Künstler durch die Museumsräume und fragten ihn, wie er das labyrinthische Gebäude des Museums wahrgenommen und in seinem Kopf konstruiert hat. Da er nicht visuell abgelenkt ist, verlässt sich Herr Schmid auf sein Gehör, seinen Geruchssinn, seine Temperatur, seinen Gleichgewichtssinn und seinen Tastsinn. Welchen Eindruck bekommt Herr Schmidt? Und "Im-Pression" scheint das treffendste Wort zu sein. Eine körperliche Erfahrung und Geste zu vermitteln.
Wir freuen uns, Sie hiermit zu einer einzigartigen Führung durch das Museum Susch einladen zu dürfen!
Am Premierentag, 02.10.2021, werden wir gemeinsam mit Willi Dorner und Lisa Rastl die Räume des Museums auf eine ganz besondere Art und Weise entdecken und erleben. Der im Auftrag des Programms Acziun im Sommer erstellte zweisprachige Audioguide wird anschließend auf die Muzeum Susch App hochgeladen, die jeder Besucher kostenlos nutzen kann. Auf diese Weise laden wir jeden ein, sich auf diese einzigartige, von Herrn Schmids Stimme geführte Reise durch die Architektur und eine multisensorische Erfahrung einzulassen.
"o/mission possible" ist ein Audioguide, der mit einem Blinden erstellt wurde.
Da Herr Erich Schmid von Geburt an blind ist, konnte er nie sehen und sich daher auf keine visuellen Eindrücke beziehen. Er sagt immer, dass er nichts sieht, nicht einmal schwarz oder weiß, einfach nichts. Also unvorstellbar. Damit stoßen wir an die Grenzen der Wahrnehmung und des Denkens.
Ich glaube, dass es für uns ebenso unvorstellbar ist, zu begreifen, was für ein "Bild" ein blinder Mensch schafft. Durch Nachfragen erfahre ich, dass Erich tatsächlich Bilder macht. Wir sprechen darüber mit Wörtern, die er gelernt hat, und doch sind seine Bilder und Vorstellungen von den Wörtern, die wir gemeinsam benutzen, anders, einfach anders als für uns, die Sehenden. Wir haben zum Beispiel über sein Verständnis von "rot" gesprochen: für ihn ist es nur ein Wort, aber er hat keine konventionellen Bilder und Gefühle damit verbunden. Und "Wand" ist ein Klang, eine Erfahrung in Form von Berührung.
Diese einleitenden Bemerkungen sind für mich wichtig, um besser zu verstehen, was es für einen blinden Menschen bedeutet, durch ein Museum zu gehen, ohne geführt zu werden, in vorgegebene Räume geführt zu werden.
Für ihn erschließen sich die Räume durch einen Klang. Er erzeugt Geräusche, um über das Echo die Dimensionen eines Raumes wahrzunehmen oder - um festzustellen, ob es sich nur um einen Durchgang handelt oder wo sich eine Bank oder eine Öffnung in der Wand befindet. Das Gehör ist sein wichtigster Orientierungssinn.
Mit diesem Audioguide möchte ich den Besuchern einen besonderen Zugang zum Gebäude, zur Architektur bieten. Die Kunst, die hier normalerweise im Mittelpunkt steht, und auch die Schönheit der Architektur des Museum Susch sind für Herrn Schmid bei einer ersten Begegnung zweitrangig. Er muss sich zurechtfinden und dieser Vorgang erfordert seine ganze Aufmerksamkeit. Sich nur auf seine Orientierung zu verlassen, erwies sich als herausfordernd: Wie in einem echten Labyrinth ist das Betreten und Durchqueren an sich schon aufregend, während das Herausfinden des Weges Anstrengung und extra geschärfte Aufmerksamkeit erfordert.
Der Führer wurde in Zusammenarbeit mit dem Tontechniker Paul Ebhart erstellt, der Herrn Schmids Stimme während seines Spaziergangs durch die Museumsräume aufnahm. Man hört beides - die Geräusche der Räume und Herrn Schmids Worte, während er sich orientiert und seinen Weg geht. Das Gebäude, das mit räumlichen Besonderheiten ebenso aufgeladen ist wie mit den aktuell ausgestellten Kunstwerken, wird hier auf ein objekthaftes Phänomen heruntergebrochen, das aus Klang besteht, das man anfassen kann, das sich anders anfühlt und riecht. Es wird auf ein Objekt reduziert, das im Fall von Herrn Schmid kein visuelles Ereignis ist.
Ich lade Sie zu diesem Spaziergang ein und lasse mich auf diese Erfahrung ein, die uns erlaubt, unseren alles beherrschenden Sehsinn auszublenden und eine Möglichkeit bietet, in andere Erfahrungs- und Wahrnehmungssphären einzutreten. In den Räumen des Museums Susch wird dieser Kontrast der Erfahrungen für uns, die Sehenden, noch deutlicher wahrnehmbar.
Willi Dorner, 22.7.2021
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